Komplikationen bei Nasenneben­höhlenentzündung

KomplikationenZu früheren Zeiten traten Komplikationen einer Nasennebenhöhlenentzündung häufiger auf als heutzutage, da die medizinische Versorgung deutlich besser geworden ist. Ein Mensch ohne weitere Erkrankungen hat ein sehr geringeres Risiko, dass eine Nasennebenhöhlenentzündung Komplikationen verursacht. Üblicherweise heilt die Entzündung spontan von selbst aus. Ältere Menschen, Kinder und Menschen mit schweren Erkrankungen oder einem schwachen Abwehrsystem sind dahingegen eher gefährdet, Komplikationen zu erleiden.

Auge und Augenhöhle

Da sich das Auge und die Augenhöhle nahe bei den Nasennebenhöhlen befinden, ist es verständlich, dass sie bei Ausbreitung der Entzündung betroffen sein können. Mögliche Komplikationen sind das Orbitaödem (teigige Schwellung des Augenlides mit Wassereinlagerungen in die Bindehaut), die orbitale Periostitis (fiebrige und schmerzhafte Entzündung der Knochenhaut in der Augenhöhle), der subperiostale Abszess (Eiteransammlung unter der Knochenhaut, die Doppelbilder verursachen kann), der Lidabszess und die Orbitaphlegmone (Entzündung des Weichgewebes in der Augenhöhle). Von diesen gehört die Orbitaphlegmone zu den gefährlichsten, da sie zur Erblindung führen kann. Breitet sich eine Orbitaphlegmone in die Schädelhöhle aus, besteht akute Lebensgefahr. Symptome dieser schweren Erkrankung sind Doppelbilder, Abnahme der Sehschärfe und Einschränkung der Beweglichkeit des Augapfels.

Hirn und Hirnhäute

Wenn die Entzündung in die Schädelhöhle fortgeleitet wird, gelangt sie zum Gehirn. Das Gehirn ist von drei Hirnhäuten umgeben und schwimmt in Hirnwasser (Liquor). Eine Entzündung der Hirnhäute wird Meningitis genannt. Bei der Meningitis handelt es sich um ein Krankheitsbild mit charakteristischen Symptomen wie einem steifen Nacken (Patient kann sein Kinn nicht schmerzfrei zur Brust ziehen), Lichtscheu, Erbrechen (auch nüchtern), Kopfschmerzen, Fieber und Benommenheit bis zum Koma. Betroffene fühlen sich sehr krank und müssen schleunigst behandelt werden. Zur weiteren Diagnostik wird Hirnwasser entnommen und auf mögliche Erreger untersucht. Zudem wird so schnell wie möglich ein Antibiotikum verabreicht, das die Blut-Hirn-Schranke passieren kann. Solche Antibiotika sind zum Beispiel Flucloxacillin, Ceftazidim, Metronidazol, Ampicillin und Chloramphenicol. Da es seine Zeit dauert, bis der Erreger im Hirnwasser identifiziert worden ist, werden zu Beginn oft zwei oder mehr Antibiotika miteinander kombiniert, um möglichst viele denkbare Keime erwischen zu können.

Eine andere mögliche Komplikation stellt der Hirnabszess dar. Hierbei sind die Beschwerden meist unspezifisch. Es können Kopfdruck, eine verminderte Leistungsfähigkeit, Benommenheit oder leicht erhöhte Temperaturen auftreten. Bei Verdacht auf einen Hirnabszess wird eine Bildgebung vom Kopf wie ein CT oder ein MRT benötigt. Sollte sich der Verdacht bestätigen, muss der Abszess mittels Drainage entfernt und mit passenden Antibiotika behandelt werden.

Stirnbeinosteomyelitis (Pott’s Poffy Tumor)

Der Pott’s Poffy Tumor (Stirnbeinosteomyelitis) kann bei einer Entzündung der Stirnbeinhöhle entstehen. Der Begriff „Tumor“ bedeutet „Schwellung“ und hat bei dieser Erkrankung nichts mit Krebserkrankungen zu tun. Stattdessen beschreibt das Wort „Tumor“ recht treffend, was eine Stirnbeinosteomyelitis ist: eine Schwellung unter der Knochenhaut. Bei dieser Schwellung handelt es sich um einen Abszess. Wenn sich dieser Abszess ausdehnt, kann er sich über den ganzen Schädelknochen ausbreiten und sogar ins Gehirn durchbrechen. Ein Patient mit einem Pott’s Poffy Tumor ist schwer krank, hat hohes Fieber und starke Kopfschmerzen, meist ist er schläfrig und nicht klar orientiert. Bei Verdacht auf eine solche Erkrankung wird umgebend ein CT vom Kopf gemacht! Um den Abszess zu beseitigen, muss dieser chirurgisch entfernt werden. Im Anschluss muss ein Antibiotikum wie Fosfomycin gegeben werden, das in der Lage ist, in den Knochen zu gelangen und dort gegen Krankheitserreger zu wirken.